Yvonne Rainer

HELLZAPOPPIN’: What about the bees?

26.01.–28.01.2023

Künstler*in

  • Yvonne Rainer

Kurator*innen

  • Çağla Ilk
  • Elena Sinanina

Kuratorische Assistenz

  • Sandeep Sodhi
  • Elena Solovarova

Dank an

HELLZAPOPPIN’: What about the bees? wurde von Performa, der Staatlichen Kunsthalle Baden-Baden und dem Hirshhorn Museum and Sculpture Garden in Auftrag gegeben, mit großzügiger Unterstützung von Sarah Arison und dem Performa Commissioning Fund. In Europa wird es von der Staatlichen Kunsthalle Baden-Baden und Performa gemeinsam präsentiert. Die Aufführungen in Baden-Baden sind gefördert vom Berliner Künstlerprogramm des DAAD aus Mitteln des Auswärtigen Amtes (AA).

Mit freundlicher Unterstützung der Festspielhaus und Festspiele Baden-Baden gGmbH.

HELLZAPOPPIN’: What about the bees?, ein neues Werk der Tanz- und Film-Pionierin Yvonne Rainer (geb. 1934), wird am 27. Januar 2023 in der Staatlichen Kunsthalle Baden-Baden als Europäische Erstaufführung zu sehen sein.

Die amerikanische Choreografin und Filmemacherin Yvonne Rainer ist eine der einflussreichsten künstlerischen Figuren der letzten 50 Jahre und eine bedeutende Pionierin verschiedener Disziplinen, die von Tanz und Kino bis hin zu feministischer Theorie und Poesie reichen. Als Gründungsmitglied des Judson Dance Theatre in New York – einem informellen experimentellen Kollektiv, das in den 1960er Jahren den postmodernen Tanz prägte – gehörte Rainer zu den leitenden Figuren einer Generation, die die Konventionen des Tanzes und der Performance revolutionierte, indem sie den Umgang mit banalen, alltäglichen Handlungen und Aufgaben wie Stillstehen, Gehen und Laufen neu bestimmte.

HELLZAPOPPIN’: What about the bees? verbindet Rainers Ansätze von Text, Experimentalfilm und Choreografie.

Yvonne Rainers Video After Many a Summer Dies the Swan: Hybrid von 2002 bildet den ersten Teil der Schau. Es stellt Tanzausschnitte aus After Many a Summer Dies the Swan – ein Werk, das Rainer für Mikhail Baryshnikovs White Oak Dance Project choreographierte und das Rainers Rückkehr zum Tanz im Jahr 2000 markierte – Texten österreichischer Künstler und Denker wie Oskar Kokoschka, Adolf Loos, Arnold Schönberg und Ludwig Wittgenstein gegenüber. Das 30-minütige Video taucht in eine selbstverliebte, verträumte Avantgarde-Moderne Wiens um die Jahrhundertwende ein und verbindet die rechtsextreme Realität von heute mit ihren Wurzeln im Europa des frühen zwanzigsten Jahrhunderts.

Der zweite Teil des Programms ist HELLZAPOPPIN’: What about the bees?, ein Stück für neun Performer*innen. Das neue Werk reflektiert den anhaltenden Kampf Amerikas gegen systemischen Rassismus und kombiniert – wie schon Rainers frühere Performances – Text, Tanz und Filmausschnitte aus zwei Klassikern – dem Hollywood-Musical HELLZAPOPPIN’ von 1941 und dem Kurzfilm Zero for Conduct des französischen Autors Jean Vigo von 1993 – als Hintergrund und Inspiration für seine choreografischen Komponenten.

Yvonne Rainer hat angekündigt, dass HELLZAPOPPIN’: What about the bees? ihr “letzter Tanz” sein wird. Das Werk stellt den Höhepunkt von über 60 Jahren Tätigkeit in den Bereichen Choreografie, Filmemachen, Schreiben und Lehre dar, die ein ikonisches Gesamtwerk bilden, das Generationen von Künstler*innen in den USA und international nachhaltig beeinflusst hat.

Im Anschluss an die Einzelausstellung All dressed up and nowhere to go des Künstlers Jimmy Robert (zu sehen bis zum 15. Januar 2023) setzt die Staatliche Kunsthalle Baden-Baden so ihre Erkundung performativer Methoden und Werke fort. Yvonne Rainer und ihre Herangehensweise, den Körper mehr als Quelle einer unendlichen Vielfalt von Bewegungen zu sehen, stehen in Übereinstimmung mit dem aktuellen Programm der Kunsthalle, ihrer kuratorischen Vision und ihren Überlegungen zu feministischen, queeren und kritischen Perspektiven.

Die Präsentation von Rainers neuestem Werk in Baden-Baden ist ein kraftvolles Statement zu drängenden Themen, die von systemischem Rassismus bis zu sozialer Diskriminierung reichen, die Mut erfordern, wenn sie benannt und offengelegt werden sollen.

Konzept und Regie: Yvonne Rainer, unterstützt durch Recherche und Inputs der Tänzer*innen. Regieassistenz: Pat Catterson. Tänzer*innen: Emily Coates, Brittany Bailey, Brittany Engel-Adams, Patricia Hoffbauer, Vincent McCloskey, Emmanuèle Phuon, David Thomson und Timothy Ward. Gastdarstellerin: Kathleen Chalfant.

Team Baden-Baden: Çağla Ilk, Elena Sinanina, Sandeep Sodhi, Elena Solovarova.

Über Yvonne Rainer

Yvonne Rainer wurde 1934 in San Francisco geboren und zog 1956 nach New York City, wo sie an der Martha Graham School mit dem modernen Tanz vertraut gemacht wurde. Ihr erstes Stück, Three Satie Spoons (1960-61), choreografierte sie während eines Workshops am Merce Cunningham Studio.

Zwischen 1962 und 1964 war Rainer ein wichtiges Mitglied der informellen Gruppe Judson Dance Theater, zusammen mit Tänzern*innen und bildenden Künstler*innen wie Trisha Brown, Robert Morris, Steve Paxton und Robert Rauschenberg. Dort erforschte sie den Umgang mit banalen, alltäglichen Handlungen, um die Konventionen des Tanzes zu erweitern oder in Frage zu stellen. Ihr 1965 veröffentlichtes No Manifesto, in dem sie zu einer antispektakulären Ästhetik aufrief, fand seinen Höhepunkt in der bekanntesten Inszenierung ihrer Karriere, Trio A (1966).

1970 gründete Rainer zusammen mit Brown und Paxton sowie Douglas Dunn und David Gordon The Grand Union. Das Kollektiv erforschte die Spontaneität im Tanz und stellte konventionelle Vorstellungen von Autorschaft in Frage, indem es die Improvisation in den Vordergrund stellte. Zur gleichen Zeit wandte sich Rainer allmählich dem Film zu. In ihrer kinematografischen Arbeit (sieben Spielfilme zwischen 1972 und (1996) spielte sie mit Disjunktionen und Montagen, indem sie vergangene Tanzperformances, erzählerische Inhalte, Texte und Fotografien miteinbezog.

Im Jahr 2000 kehrte Rainer auf Einladung von Mikhail Baryshnikov zum Tanz zurück. In ihren sieben Werken seither hat Rainer Haltungen und Bewegungen aus der Performancegeschichte, der Populärkultur, dem Sport und der Politik zu rasanten, witzigen und nachdenklich stimmenden Tänzen kombiniert.

Begleitprogramm