Demnächst:
Mehtap Baydu - Lass deinen Regen regnen (Kendi Yağmurunu Yağdırmak)
Künstler*in
- Mehtap Baydu
Kurator*innen
- Çağla Ilk
- Christina Lehnert
- Sandeep Sodhi
Kuratorische Assistenz
- Dr. Lisa Steib
Gefördert durch das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg

Mit Lass deinen Regen regnen (Kendi Yağmurunu Yağdırmak) präsentiert die Staatliche Kunsthalle Baden-Baden die bislang größte Einzelausstellung der Künstlerin Mehtap Baydu in Deutschland.
Die Ausstellung beleuchtet Baydus langjährige multimediale und performative Praxis, in der sie sich mit kulturell geprägten Geschlechterbildern, Rollenverständnissen und deren Wandel im Lauf der Zeit auseinandersetzt. In ihren Arbeiten überschreitet sie bewusst Grenzen, nimmt sogenannte „Männerrollen“ ein, weitet traditionelle „Frauenrollen“ und spielt performativ mit dem Blick des Anderen auf das eigene Selbst. Dabei beschäftigt sie sich mit den Bedeutungen unterschiedlicher Objekte und Symboliken sowie ihrer Erzählungen in verschiedenen Kulturkreisen – sei es über Themen wie der Mitgift-Tradition im türkischen und kurdischen Kontext, Sprichwörter, religiöse Zeichen oder alltägliche Handlungen. Ein wiederkehrendes Element ist die Bezugnahme auf Rituale, die in weiblichen Gemeinschaften entstanden sind – Rituale des Vertrauens, der Hoffnung und der Stille.
Baydus Performances öffnen Räume, in denen intime Erinnerungen und symbolische Handlungen ineinandergreifen. In diesen poetischen Choreografien verhandelt sie Fragen von Sichtbarkeit, Verletzlichkeit und Solidarität – jenseits nationaler oder kultureller Zuschreibungen. Ihr eigener Körper wird dabei häufig zum Ausgangspunkt, um sozio-politisch geprägte Erwartungen an den weiblich gelesenen Körper offenzulegen und zu dekonstruieren.
Baydu nutzt das Rollenspiel – mal als Mann, mal als mythologische Figur – ebenso wie das Verhüllen ihres Körpers mit traditionsträchtigen Textilien und Materialien als Mittel der Selbstermächtigung. In ihrer Ausstellung Lass deinen Regen regnen (Kendi
Yağmurunu Yağdırmak) versammelt sie neue
und ältere Werke zu einer grenzübergreifenden Erfahrung, die sich bewusst
jenseits vorgefertigter Narrative bewegt. Ihre Arbeiten liefern keine
eindeutigen Antworten, sondern nähern sich poetisch und spielerisch den
sensiblen Politiken rund um den weiblichen Körper, Fragen von Migration und
autobiografischer Verortung, sowie tradierten Rollenbildern innerhalb
konservativer sozialer und politischer Systeme. Ihre Arbeiten verstehen sich
als leise, aber kraftvolle Hommagen an all jene Wünsche, die oft nicht
ausgesprochen, aber dennoch getragen und geteilt werden.
Über Mehtap Baydu
Mehtap Baydu ist Performance- und Installationskünstlerin. Sie konzentriert sich auf Geschlechterrollen und sensible religiöse und politische Themen in kulturübergreifenden Kontexten. Sie bezieht das Publikum in ihre Performances ein und fordert es mit symbolischen Objekten und Situationen heraus. Baydu studierte Bildhauerei an der Hacettepe-Universität und an der Kunsthochschule Kassel. Sie erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter Stipendien der Robert Wilson Foundation und der Kulturakademie Tarabya sowie den Kunstpreis der Städtischen Galerie Nordhorn 2021. Ihre Arbeiten wurden in zahlreichen Einzelausstellungen gezeigt, darunter Der Wald war noch nackt, Galeri Nev, Ankara, 2022, Durchlässigkeit, Städtische Galerie Nordhorn, Nordhorn, 2022, Cuma Edition Block, Berlin, 2018. Baydu war 2024 Gastprofessorin an der Akademie der Künste Berlin. Sie lebt und arbeitet in Berlin.