Macht der Machtlosen

16.11.2013–09.02.2014

Künstler*innen

  • Alaa Awad
  • Maja Bajević
  • Christoph Faulhaber
  • IRWIN
  • Teresa Margolles
  • Metahaven
  • Rabih Mroué
  • Bettina Pousttchi
  • Urban-Think Tank
  • Silke Wagner

Kurator*innen

  • Johan Holten
  • Ksenija Čočkova
  • Jakob Ráček

Kuratorische Assistenz

  • Elena Korowin
  • Susanne Petersen

Publikation

Der begleitende Katalog erschien 2013 im Verlag der Buchhandlung Walter König.

Dank an

Die Ausstellung steht unter der Schirmherrschaft­ des Europäischen Parlaments.

Kann Kunst Bilder schaffen für weniger sichtbare oder gar gänzlich unsichtbare Teile der Bevölkerung? Kann sie diesen Stimme und Bild verleihen und Handlungsräume aufscheinen lassen? Kann Kunst den Machtlosen also Macht geben? Diese Fragen stehen im Zentrum von MACHT DER MACHTLOSEN in der Staatlichen Kunsthalle Baden-Baden.

Flucht und Vertreibung in Ciudad Juárez (Mexiko) sind die Themen der Arbeit von Teresa Margolles. Die Wandmalereien Alaa Awads sind seine Form des Protestes innerhalb des Arabischen Frühlings. Die Arbeit von Rabih Mroué, über im Netz veröffentlichte Handyaufnahmen von Zivilisten in Syrien, beschreibt diese besondere Form der Dokumentation der Kämpfe als revolutionäres Potenzial.

Lokale Anbindung erhalten die Arbeiten durch das aus Berlin kommende Nachbarschaftsprojekt Prinzessinnengarten. Das Urban Gardening Projekt ist erstmals in den musealen Kontext eingebunden und in Baden-Baden maßgeblich für die Neugestaltung des Café Kunsthalle verantwortlich.

Teilnehmende KünstlerInnen: Alaa Awad, Maja Bajević, Christoph Faulhaber, IRWIN, Teresa Margolles, Metahaven, Rabih Mroué, Bettina Pousttchi, Urban-Think Tank, Silke Wagner. Umgestaltung des Cafe Kunsthalle: Prinzessinnengarten.

"Innerhalb eines institutionellen Rahmens soll ein Raum zur Verhandlung gesellschaftlicher Teilhabe, zur Inklusion und Sichtbarmachung unsichtbarer Akteure entstehen. Der institutionelle Rahmen schafft dabei einen Freiraum, der geradezu eine Verpflichtung darstellt, Fragen zu stellen, die an anderen Orten unserer Gesellschaft unzureichend erörtert werden. Gleichzeitig kommen aber auch Exklusionsmechanismen zum Tragen, wird eine unsichtbare Mauer errichtet, die manche glauben, mit Schlagstöcken und Tränengas gegen »Eindringlinge« verteidigen zu müssen. Diese Mauer zu überwinden, ist ein schwieriges Vorhaben, zumal die Institution Kunsthalle ja selbst eine Art Machtinstrument ist. Ob es mit dieser Ausstellung gelingt? (...)

Mit der aktuellen Ausstellung soll beleuchtet werden, wie sehr Kunst auch heute Auslöser für gesellschaftliche Debatten sein kann. Dabei ist zu beobachten, dass sich der Fokus vieler Künstler von der nationalen Zivilgesellschaft hin zu globalen Krisenherden verlagert. Die Werke in dieser Ausstellung zeigen deshalb Gesellschaften im Umbruch. Oft stehen nicht mehr politische Auseinandersetzungen zwischen rechten und linken Lagern im Mittelpunkt des künstlerischen Interesses. Vielmehr geht es den Künstlern darum, Bilder und Symbole für gesellschaftliche Gruppen zu schaffen, die von keinem der beiden Lager repräsentiert werden. Es geht um Inklusion und Exklusion, um die Sichtbarmachung von Repression oder ein Aufbegehren dagegen. Es geht um die »Macht der Machtlosen«, wie der tschechische Schriftsteller, Dissident und spätere Präsident Václav Havel.

1978 den Zustand einer schwachen und dennoch bedeutsamen Zivilgesellschaft unter der kommunistischen Diktatur in seiner Heimat beschrieb. Diese Zivilgesellschaft war so stark von den Institutionen des Staates unterdrückt worden, dass man sie als nicht existent, als machtlos beschreiben konnte. Dennoch besaßen genau diese Bürger, für die andere Wertorientierungen galten, in ihrer Machtlosigkeit eine eigene Macht, die sich nicht sofort, sondern erst mit der Zeit entfalten konnte. Havels Umschreibung trifft auch den Kern der politischen Konflikte des 21. Jahrhunderts verblüffend gut."

*Johan Holten, Auszug aus dem Vorwort des Ausstellungskatalogs