45cbm: Kasia Fudakowski
BAD BASKET
Künstler*in
- Kasia Fudakowski
Kurator*in
- Imke Kannegießer
„Alles was kein Korb ist, ist ein schlechter Korb.“
Kasia Fudakowski, 2017
Bad Basket präsentiert das Ergebnis einer dreitägigen Zusammenarbeit der Künstlerin Kasia Fudakowski mit fünf mexikanischen Kunsthandwerkern während eines Aufenthalts in Mexiko im Jahr 2017. Mit einer notwendigen Sensibilität für Aneignungstendenzen in der zeitgenössischen Kunst hinterfragt die Künstlerin mit den in Kollaboration entstandenen Arbeiten jenen schmalen Grat zwischen kultureller Inspiration, Beeinflussung und Aneignung.
Neben drei gewebten Objekten verweisen Schwingtüren aus schwerem Metall sowie Dokumentationsfotografien auf den kollaborativen Entstehungsprozess des Projekts und stellen darüber hinaus erneut einen Bezug zur kolonialen Vergangenheit Mexikos sowie zur kolonialen sowie künstlerischen Appropriation her.
Der Eintritt in die Ausstellung erfordert eine gewisse Eindringlichkeit des Besuchers. Die Schwingtüren aus schwerem Metall, die den Blick der Besucher auf die dahinterliegenden Objekte versperren, tragen einen Auszug aus B. Travens Kurzgeschichte Der Großindustrielle, die Martin Hernandez Robles, ein Rotulista (Schilderschreiber) aus Mexiko-Stadt auf die Oberfläche aufgetragen hat.
„Der kreative Mensch sollte keine andere Biographie haben als seine Werke.“
B. Traven
Der Schriftsteller B. Traven ist vor allem für seine Kurzgeschichten bekannt, die erstmals in den 1920er Jahren veröffentlicht wurden und sich mit dem Leben der gewöhnlichen Mexikaner befassen, die ein sehr genaues und aufschlussreiches lokales Wissen aufweisen, obwohl sie selbst keine Mexikaner sind. B. Traven ist der Pseudonym eines Autors, dessen Biografie in ein Geheimnis gehüllt ist, das durch die Tatsache, dass seine auf Englisch veröffentlichten Schriften voller Germanismen sind, noch komplexer wird, während die auf Deutsch erschienenen voller Anglizismen sind. Der auf den Schwingtüren gemalte Auszug bildet einen Dialog zwischen einem gebürtigen New Yorker und einem einheimischen Künstler aus Oaxaca ab und führt auf diese Weise in das Spannungsfeld des Ausstellungskontexts ein.
„Heute ist es normal, Künstler zu sein. Spezialisten sind die exotischen Vögel, die einst Künstler waren. Mit einem Spezialisten zu arbeiten ist zu einer exquisiten Erfahrung geworden, die sich leicht in ein Kunstwerk verwandeln lässt.“
Auszug aus Was Menschen für Geld tun Manifesta 11 review in Art Agenda, Ingo Niermann, 2016
Die drei gewebten Arbeiten zeigen das Ergebnis der Zusammenarbeit zwischen Fudakowski und Martina Garcia Garcia, Marivel Hernandez Marcelino und Augustin Mendoza. Jedes Stück wurde von dem Kunsthandwerker und dem Künstler geschaffen, die abwechselnd jede Stunde weben. Zur Unterscheidung wurden die naturfarbenen Flächen vom Handwerker gewebt, während die bunten Bereiche vom Künstler gewebt wurden. Ein genauer Blick zeigt das Ungleichgewicht in der Fähigkeit, nicht nur durch die Fehler, die die Künstlerin beim Weben geschaffen hat, sondern auch durch das langsame Tempo, mit dem sie arbeiten konnte, während die Geschicklichkeit und Schnelligkeit eines jeden Handwerkers klar ersichtlich ist. Die gewebten Arbeiten werden von Schwarz-Weiß-Fotografien begleitet, die den kollaborativen Prozess dokumentieren, der die Fotografie aus der umstrittenen kolonialen Vergangenheit Mexikos nachahmt.
Kasia Fudakowski (*1985) lebt und arbeitet in Berlin.