45cbm: Jennifer Mattes
State of Stage
Künstler*in
- Jennifer Mattes
Kurator*in
- Marie Himmerich
Die Videoarbeiten von Jennifer Mattes (* 1982 ) siedeln an der Schnittstelle verschiedener Genres, darunter Dokumentar- und Essayfilm, Hollywoodkino oder Youtube-Clip. Ein Kennzeichen ihrer künstlerischen Praxis ist die Arbeit mit bestehendem Filmmaterial aus den visuellen Datenbanken des Internets – sogenanntem found footage – das sie zu neuen Erzählungen kombiniert. Zusammen mit selbst gedrehten Filmsequenzen ergeben sich hieraus präzise Analysen zeitgenössischer Bildkultur sowie humorvolle Kommentare zu ihren favorisierten Themen Suche, Scheitern, Liebe und Begehren.
Im Studioraum 45cbm der Kunsthalle wird die Künstlerin ihre Videoarbeit State of Stage (2013) in einer ortsspezifischen Installation neu präsentieren.
In montierten Szenen kreist State of Stage um die performative Herstellung individueller Selbst- und Fremdbilder auf der Bühne des Lebens wie im virtuellen Raum neuer Medientechniken. Kernstück des Videos bilden die von anonymen Internetnutzern gefilmten Ortsbegehungen verlassener Kinos, die Mattes auf der Videoplattform Youtube aufgespürt hat. In Kombination mit weiteren Filmfragmenten und Tonspuren aus dem Netz hat die Künstlerin diese zu einer Meta-Erzählung über theatrale Räume und identitäre Rollenspiele verdichtet. Während der Monolog einer Schauspielerin aus dem Off den Betrachter in reflexiver Distanz zum Bildgeschehen hält, übertragen Tondramaturgie und kalkulierte Spannungsbögen die affektiven Markierungen von Theater und Kino auf die Rezeptionssituation der Ausstellung. In ihrem Entwurf für Baden-Baden – der Einrichtung eines Backstage-Bereichs, der zugleich die spezifische Raumsituation des Kunsthallen-Entrées in sich aufnimmt – wird Mattes diesen Wirkungseffekt gezielt inszenieren.
Jennifer Mattes, geboren in Stuttgart, lebt und arbeitet in Wien. Studium an der Merzakademie Stuttgart sowie der Kunstakademie Wien u.a. bei Harun Farocki, Judith Barry und Constanze Ruhm. 2014 wurde Mattes mit dem Birgit-Jürgenssen-Preis für Medienkunst ausgezeichnet.