Jan de Cock

Jacqueline Kennedy Onassis. Eine Romantische Ausstellung

10.03.–24.06.2012

Künstler*in

  • Jan de Cock

Kurator*in

  • Johan Holten

Kuratorische Assistenz

  • Johannes Honeck

Publikation

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog im Verlag der Buchhandlung Walther König. Herausgegeben von Johan Holten, Texte von Liene Aerts, Luc Derycke und Johan Holten, mit zahlreichen Installationsansichten, Köln, 192 S., 24,80 €, ISBN 978-3-86335-171-7. Es ist die erste deutsch / englische Publikation zur Arbeit von Jan De Cock.

Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg

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Baden-Baden Kur und Tourismus GmbH

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Gemeinsam präsentieren die Staatliche Kunsthalle Baden-Baden und das Stadtmuseum in Baden-Baden eine große Ausstellung neuer Arbeiten des belgischen Künstlers Jan De Cock.

Der 1976 geborene Bildhauer entfaltet durch seine Skulpturen in dieser Ausstellung ein komplexes, ineinander greifendes System von Fragmenten, indem er die makellos weißen Wände der Kunsthalle und den Licht durchfluteten Anbau des Stadtmuseums zu einer Landschaft vereinzelter, skulpturaler Einheiten arrangiert, die scheinbar weder Anfang noch Ende besitzen.

Im Vorfeld der Ausstellung wurden sechs Künstlerbücher produziert: Sättigung, Spektakel, Wert, Imitation, Fanatismus und Überwindung lauten die Titel der einzelnen Bände, die in der Ausstellung je einem Oberlichtsaal zugeordnet sind. In den „Cahiers“, wie der Künstler sie nennt, stellt Jan De Cock eine Verbindung zwischen den sechs symptomatischen Begriffen und Momenten aus dem Leben von Jacqueline Kennedy Onassis her. Dadurch entsteht der Eindruck, dass ihre Biografie als unsichtbarer Leitfaden die verschiedenen Elemente der Ausstellung miteinander verknüpft. Die entrückte Ikone einer vergangenen Epoche bildet eine Projektionsfläche für romantische Sehnsüchte des 21. Jahrhunderts. Jan De Cock beschreibt die ganze Ausstellung gar als ein romantisches Projekt, und schafft mit dieser Bezeichnung einen bewussten Kontrast zwischen den Assoziationen, die der Begriff „romantisch“ hervorruft, und den komplexen Oberflächen seiner Kompositionen, die keinen gängigen Vorstellungen romantischer Epochen entsprechen.

Die Arbeiten von Jan De Cock, die in der Ausstellung zu sehen sind, wurden aus industriell gefertigten Materialien hergestellt. Eine der Werkgruppen bezeichnet der Künstler als „Romantische Skulpturen”. Für diese nahezu drei auf drei Meter großen Skulpturen nutzt Jan de Cock Metallrahmen als Träger für mehrere exakt verarbeitete, lackierte Holzschichten. Die Werke wecken Erinnerungen an frühere raumgreifende Objekte des Künstlers, die nun gegen die Wand gepresst zu sein scheinen. Der Künstler hat, mit anderen Worten, ganze Räume zu Reliefs verdichtet. Vor diesen Reliefs stehen weitere Skulpturen, die Bruchstücke architektonischer Elemente wiedergeben. Einzelne Treppenstufen sind zu erkennen oder ein auf der Seite liegender Sockel, der noch an einer ausgeschnittenen Bodenplatte des Künstlerateliers zu haften scheint.

Immer wieder tauchen im Ausstellungsparcour die oben beschriebenen Fragmente auf und werden ergänzt durch weitere wie ein architektonisches Ornament, ein exakt verarbeitetes Holzmodul oder die Spuren eines Gipsabgusses. Einzelne dieser Kombinationen werden zu neuen Formen zusammengefügt, so dass man als Betrachter dazu herausgefordert wird, die räumlichen Kompositionen für sich zu dekodieren. In einem ständigen Wechsel aus Andeutung und Verneinung inhaltlicher Präzisierung schafft der Künstler eine Improvisationsmaschine, die den intellektuellen Freiraum eines ästhetischen Diskurses bis an seine Grenzen ausreizt. Als Betrachter taumelt man von Fragment zu Fragment auf der Suche nach dem sicheren Boden einer verlässlichen Erzählung. Und findet am Ende vielleicht gerade in dieser Suche selbst eine maßstabsgetreue Landkarte unserer kriselnden Gegenwart.

Nach Einzelausstellungen in einigen der wichtigsten Ausstellungshäusern und Museen der Welt, wie der Schirn Kunsthalle, Frankfurt, 2005, der Tate Modern, London, 2005, des MoMA, New York, 2008 und des BOZAR, Brüssel, 2009, ist es eine große Freude, diesen Künstler in einer so umfassenden Ausstellung in Baden-Baden präsentieren zu dürfen.