BILDERBEDARF
Braucht Gesellschaft Kunst?
Künstler*innen
- Francis Alÿs
- Karel Appel
- Georg Baselitz
- Joseph Beuys
- KP Brehmer
- Christo & Jeanne Claude
- Jeremy Deller
- Felix Droese
- K. O. Götz
- Gotthard Graubner
- Hans Haacke
- Jörg Immendorff
- Alfredo Jaar
- Rolf Julius
- Käthe Kollwitz
- Wolfgang Mattheuer
- A. R. Penck
- Gerhard Richter
- Karin Sander
- Christoph Schlingensief
- Willi Sitte
- Klaus Staeck
- Hann Trier
- Gerhard Wendland
- Stephan Wewerka
Kurator*in
- Johan Holten
Kuratorische Assistenz
- Hendrik Bündge
- Jakob Ráček
Die Ausstellung BILDERBEDARF. Braucht Gesellschaft Kunst? versammelt Werke von unter anderen Francis Alÿs, Karel Appel, Georg Baselitz, Joseph Beuys, KP Brehmer, Christo & Jeanne Claude, Jeremy Deller, Felix Droese, K. O. Götz, Gotthard Graubner, Hans Haacke, Jörg Immendorff, Alfredo Jaar, Rolf Julius, Käthe Kollwitz, Wolfgang Mattheuer, A. R. Penck, Gerhard Richter, Karin Sander, Christoph Schlingensief, Willi Sitte, Gerhard Wendland, Stephan Wewerka, Klaus Staeck und Hann Trier.
BILDERBEDARF. Braucht Gesellschaft Kunst? wirft den Blick zurück in die Zeit nach 1945 und verbindet sie mit der Gegenwart. Die Auswahl der gezeigten Werke erfolgt nach einem ungewöhnlichen Kriterium: der konkreten und damit nachweisbaren Wirkung der jeweiligen künstlerischen Arbeit in einem zivilgesellschaftlichen Umfeld. Illustriert wird, dass einzelne Kunstwerke weit über ihre ästhetische Rezeption hinaus zu wichtigen gesellschaftlichen Symbolen avancieren.
Ein zentrales Werk der Ausstellung ist Gerhard Richters Gemälde "Onkel Rudi". Dessen verwickelte Rezeptionsgeschichte kann als Beispiel gelesen werden, wie Kunst in den zivilgesellschaftlichen Prozess der Auseinandersetzung mit historischem Unrecht einwirkt: 1968 reiste der Galerist und Kurator René Block mit Werken deutscher Künstler nach Prag – darunter auch das Bild Gerhard Richters von seinem Onkel in Wehrmachtsuniform –, um sie dort auszustellen und anschließend der NS-Gedenkstätte Lidice zu schenken, ein Ort, der 1942 von den Nationalsozialisten vernichtet worden war. Die Ausstellung dieser Kunstwerke währte jedoch nur kurze Zeit und wurde nach dem Einmarsch der Truppen de Warschauer Paktes und dem abrupten Ende des Prager Frühlings an einen sicheren Ort gebracht. Erst dreißig Jahre später unweit von Prag wieder entdeckt wurden die Werke offiziell der Gedenkstätte überreicht. Aus einer zunächst privaten Initiative ist so über mehrere Jahrzehnte ein Akt der Versöhnung geworden.
Unmittelbarer hat Christoph Schlingensiefs Aktion "Ausländer Raus!" im Jahr 2000 gewirkt. Auf Einladung des Intendanten der Wiener Festwochen Luc Bondy hatte Schlingensief nahe der Wiener Staatsoper ein Containerdorf errichtet, in dem Asylbewerber untergebracht wurden, die vom Publikum in Big-Brother-Stil rausgewäht und des Landes verwiesen wurden. Schlingensiefs Abschiebungsinszenierung rief zu Zeiten der Regierungskoalition aus konservativer Volkspartei (ÖVP) und der rechtspopulistischen Freiheitlichen Partei Österreichs (FPÖ) unter der Ägide Jörg Haiders ein enormes Echo hervor.
"Onkel Rudi" und die Aktion "Ausländer Raus!" sind nur zwei Beispiele, mit denen BILDERBEDARF. Braucht Gesellschaft Kunst? dem konkreten Einfluss von Kunst auf öffentliche Debatten nachspürt. Als poetisches Bild für den Anspruch des gesamten Ausstellungsprojektes mag Francis Alÿs’ Installation "When Faith Moves Mountains" stehen. Hierfür versammelte der Künstler 2002 in Lima mehr als 500 Freiwillige, um - nur mit Schaufeln ausgestattet - den Versuch zu unternehmen, einen Berg zu bewegen. Dieser so selbstbewußte wie machtlose Akt gegenüber den Kräften der Natur dient als Parabel für die utopische, weil nicht immer in Einklang mit den realen Bedingungen stehende Absicht der Ausstellung.
Im Oktober 2013 wird das Ausstellungsprojekt fortgeführt mit einer Schau, die die Bedeutung von Kunst für einen globalisierten gesellschaftlichen Diskurs im 21. Jahrhundert zum Thema hat.