Ausstellen des Ausstellens
Von der Wunderkammer zur kuratorischen Situation
Künstler*innen
- Nevin Aladag
- Joseph Arnold
- August II. von Polen
- Pieter Barbiers BZN III.
- Giuseppe Bernardino Bison
- John Bock
- Abraham Bosse
- Marcel Broodthaers
- Mariana Castillo Deball
- Tacita Dean
- Simon Dybbroe Møller
- Christian Eisenberger
- Andrea Fraser
- Otto Graeber
- Johan Conrad Greive
- Friedemann Heckel
- Jeppe Hein
- Julian Irlinger
- Jean-Pierre-Marie Jazet
- Friedrich Kiesler
- Fabian Knecht
- Louise Lawler
- Gustave Le Gray
- El Lissitzky
- Goshka Macuga
- Pietro Antonio Martini
- Allan McCollum
- James McNeill Whistler
- Maria Miottke
- Philipp Modersohn
- Ivan Moudov
- Walid Raad
- Charles Rochussen
- Karin Sander
- Evamaria Schaller
- Lasse Schmidt Hansen
- Adriaen van Stalbemt
- Kamen Stoyanov
- Sebastian Thewes
- Lukas Töpfer
- Claudia de la Torre
- Kaari Upson
- Frans van Stampart
- Johann Georg von Freese
- Anton Joseph von Prenner
- Pae White
- Christian Friedrich Wiegand
- Fred Wilson
Kurator*innen
- Johan Holten
- Lisa Bensel
- Hendrik Bündge
- Marie Himmerich
- Imke Kannegießer
Publikation
Katalog: Zur Ausstellung erscheint ein umfangreicher Katalog im Verlag Hatje Cantz.
Die Publikation versteht sich als Erweiterung des für die Ausstellung konzipierten Displays. So werden keine Fotografien der ausgestellten Exponate präsentiert. Stattdessen übersetzen Illustratoren die Werke in Zeichnungen; eine ganz eigene Methode, den Ausstellungskatalog selbst als „Instrument des Zeigens“ zu untersuchen.
Alle Zeichnungen werden auch in die Ausstellung integriert und sind neben den Exponaten zu sehen, um eine weitere Reflexionsebene zu eröffnen.
Mit Zeichnungen von Matthias Beckmann, Bea Davies, Yves Haltner, Anje Jager, Julia Pietschmann, Alexander Roob, Silke Schatz, Pedro Stoichita, Anna M. Szaflarski.
Die Große Sonderausstellung des Landes Baden-Württemberg in der Staatlichen Kunsthalle Baden-Baden im Frühjahr 2018 beschäftigt sich mit dem Ausstellen selbst. Erkundet wird, was es eigentlich heißt, etwas auszustellen und wie sich folglich zeigen lässt, was Ausstellen bedeutet.
Ausstellen des Ausstellens blickt in die Vergangenheit, auf das Heute und vermittelt damit auch einen Ausblick in die Zukunft des Ausstellens. Die Schau nimmt ihren Ausgangspunkt bei den Vorläufern der modernen Museen und endet bei aktuell zu erlebenden kuratorischen Situationen. Sie versammelt mehrere hundert Werke und zeigt beispielsweise, wie Objekte in frühen Kunstkammern präsentiert wurden, welche Formen des Zeigens im 20. Jahrhundert aufkamen, und wie Kunst heute präsentiert wird.
Prolog
Den Prolog bildet eine historische Sektion in den Räumen der Kunsthalle. Hier werden Grundrisse, Hängepläne, Galeriebilder oder Instrumentarien des Zeigens, wie historische Vitrinen und Sockel, präsentiert. Gemeinsam dokumentieren sie frühe Ausstellungsformen von Kunst- und Sammlungskabinetten des 17. und 18. Jahrhunderts. Unter anderem sind zwei der frühesten Fotografien einer Ausstellung überhaupt zu sehen. Die Leihgaben aus dem Pariser Musée d’Orsay dokumentieren den Pariser Salon im Jahr 1852 und bezeugen damit diesen Moment in der Chronologie des Ausstellens.
HauptteilIm 20. Jahrhundert wurden viele neuartige Displays ausprobiert und dies besonders von den Künstlern selbst. Manche waren so radikal, dass sie immer noch revolutionär anmuten. Drei dieser wegweisenden Entwürfe werden exemplarisch in der Kunsthalle thematisiert und durch zeitgenössische künstlerische Positionen reflektiert: das „Kabinett der Abstrakten“ von El Lissitzky, Friedrich Kieslers Entwurf für The Art of this Century Gallery – die Galerie von Peggy Guggenheim in New York – sowie Marcel Broodthaers’ Befragung musealer Ordnungsprinzipien.
Das Nachdenken über die Infrastruktur des Ausstellens gehört auch zu den zentralen Topoi der zeitgenössischen Kunst. Etwa wenn Kamen Stoyanov eine Steckdose auf einen Sockel stellt, ohne dass diese ihre Funktion verliert. Wenn Andrea Fraser die Vermittlung einer Ausstellung im Guggenheim Museum in Bilbao allzu wörtlich nimmt und in ihrer Videoarbeit Little Frank and his Carp den Anweisungen des Audio-Guides folgeleistend auf Tuchfühlung mit den Wänden der Architektur des Museum geht. Oder wenn Karin Sander die Besucher der Kunsthalle, des Museums Frieder Burda, des Stadtmuseums und des Museums für Kunst und Technik des 19. Jahrhunderts einlädt, Teil einer kleinen soziologischen Studie zu werden. Statt ihre Mäntel, Regenschirme oder Rücksäcke in anonymen Schließfächern zu verstauen, können sie diese während des Besuchs in Museumsvitrinen zur Schau stellen.
Kuratorische Situationen im Außenraum
Ein umfangreicher Teil der Schau ist zudem mit aktuellen Arbeiten außerhalb der Kunsthalle zu erleben. So wird deutlich, dass sich fern von klassischen Präsentationsräumen fast jede beliebige Stätte zum temporären Ausstellungsort umfunktionieren lässt. Allerorten entstehen sogenannte kuratorische Situationen.
Verschiedene traditionsreiche Geschäfte zeigen in ihren Schaufenstern etwa von Arbeitskleidung inspirierte Kostüm-Entwürfe von Maria Miottke, in den verschiedenen Auslagen verstecken sich zwischen kulinarischen Luxusgütern Marzipanskulpturen von Pae White. Auch die Bäume der berühmten Lichtentaler Allee werden bespielt. Unter anderem isolieren die weißen Wände von Fabian Knechts White Cube ein ausgewähltes Stück Landschaft und grenzen es von der Umwelt ab. Dadurch verändert sich nicht nur der Blick auf das Ausgestellte, sondern auch das Ausstellen selbst – der zugehörige architektonische Raum ist nicht mehr nur Hintergrund, sondern wird selbst zum Werk.
Bei allem Wandel, bleibt in der mehrere Jahrhunderte umfassenden Geschichte des Ausstellens jedoch eines konstant: Ausstellungen ohne Publikum werden nicht gesehen!
Ausstellungseröffnung: Am Eröffnungsabend sind zudem zwei besondere Ausstellungsorte zu erleben: John Bock wird gemeinsam mit Kris Limbach ein Konzert in der berühmten Konzertmuschel vor dem Kurhaus/Casino geben. Der kleine Fluss Oos, direkt vor der Kunsthalle wird zum Schauplatz einer von Kaari Upson konzipierten Performance; von 17-21 Uhr geht es dort um schamanistische Wahrsagerituale.
Beteiligte KünstlerInnen: Nevin Aladağ, John Bock, Mariana Castillo Deball, Tacita Dean, Christian Eisenberger, Andrea Fraser, Friedemann Heckel, Jeppe Hein, Julian Irlinger, Fabian Knecht, Louise Lawler, Goshka Macuga, Allan McCollum, Maria Miottke, Simon Dybbroe Møller, Ivan Moudov, Philipp Modersohn, Walid Raad, Karin Sander, Evamaria Schaller, Lasse Schmidt Hansen, Kamen Stoyanov, Sebastian Thewes, Lukas Töpfer, Claudia de la Torre, Kaari Upson, Pae White, Fred Wilson
Zusätzlich werden Werke reflektiert, gespiegelt, zitiert oder gezeigt, von Joseph Arnold (1646-1674/75), Giuseppe Bernardino Bison (1762-1844), Abraham Bosse (1604-1676), Marcel Broodthaers (1924-1976), Johann Georg von Freese (1701-1775), Otto Graeber (1885-1952), Gustave Le Gray (1820-1884), Johan Conrad Greive (1837-1891), Jean-Pierre-Marie Jazet (1788-1871), Friedrich Kiesler (1890-1965), El Lissitzky (1890-1941), Pietro Antonio Martini (1738-1797), James McNeill Whistler (1834-1903), August II. von Polen (1670-1733), Anton Joseph von Prenner (1698-1761) und Frans van Stampart (1675-1750), Charles Rochussen (1814-1894), Adriaen van Stalbemt (1580-1662), Christian Friedrich Wiegand (1748-1824), Pieter Barbiers BZN III. (1771-1837).