Es gibt das reine Gewissen, die reine Vernunft, reine Schurwolle, Ayurveda-Kuren und Psychohygiene. Auch Jungfräulichkeit ist eine Vorstellung von Reinheit. Andererseits hat man es mit gemischten Gefühlen und dreckigen Fantasien zu tun – Schmutz ist nicht nur ein Ding am falschen Ort. Wer von Reinheit spricht, hat ein Ideal im Sinn: unverfälschte Natur, unvermischte Kultur oder intakte Verhältnisse. Schlimmstenfalls ist vom rassereinen Volkskörper die Rede – und vom schmutzigen Anderen. Reinheit bedeutet immer „rein wovon?“ Im Christentum wie im Badezimmer: von der porentiefen Reinigung des Körpers bis zur Purifizierung der sündigen Seele. Wieso geht es nicht ohne Fiktion von Reinheit? Und nicht ohne Vorstellung von Verschmutzung?

Es diskutieren: Eva Hallama, Historikerin, Wien Prof. Dr. Valentin Groebner, Historiker, Luzern Prof. Dr. Thomas Macho, Kulturwissenschaftler, Wien Gesprächsleitung: Dietrich Brants, SWR2 Forum